Vor einigen Jahren überraschten uns die Remscheider
Gasoline mit einer rein akustischen Bühnenshow. Zwei Gitarren und Gesang, hier
und da ein Schellenring – fertig war die Laube. Leider war das nicht
abendfüllend und erreichte das MTVIVA-Publikum nur in den seltensten
Glücksfällen (für beide).
Inzwischen haben sich die ursprünglich drei Recken auf
fünf schlagkräftige Neo-Folk-Psychedelic-Rocker erweitert, greifen regelmäßiger
zu elektrifiziertem Inventar, haben ältere Songs renoviert, neue geschrieben
und sind inzwischen auch alleine, außerhalb des Vorgruppen-Status abendfüllend.
Zu sehen war das kürzlich in Wuppertal, genauer an einem
Donnerstagabend im Pavillon. Und tatsächlich, die Runderneuerung hat sich über
die Maßen gelohnt. Ohrwürmer hatten sie schon früher reichlich zur Verfügung,
aber mit dem elektrisch erweiterten Dynamikbereichen wurden Stücke irgendwo
zwischen den Black Crowes, satanisch majestätischen 60er-Stones und zuvorderst
eigener Prägung zum kurzweiligen Vergnügen und großen Entertainment.
Störrische Trendresistenz und den blues- und
soulgetränkten Rock’n’Roll haben sie sich auf die Fahnen geschrieben, und sind
doch weit mehr als das. Denn jenseits aller Klischees der
60er-Retro-Verdächtigkeit zeigten uns die fünf zwischen Akustik und gnadenlosem
Rock ihre Musik als Essenz aus 40 Jahren Gitarrenmusik. Immer abwechslungsreich
ob als selbstvergessene Psychedeliker, oder offen, mitten im und mit dem
Publikum im Kreis sitzend, oder einfach Zugabe um Zugabe spielend eroberten sie
nicht nur ältere Semester sondern auch den Nachwuchs eben der
MTVIVA-Generation. Und völlig unerwartet, weil mehr oder weniger im geheimen
vorbereitet und durchgeführt, bleibt damit dieser Donnerstagabend als einer der
denkwürdigsten in der Erinnerung der leider nur zu begrenzten Zuschauerzahl –
für einen Donnerstag im Tal zumindest eine phantastische Leistung!
Dirk Jessewitsch